Stasi-Bezirkszentrale Halle
Das Gelände des 1925 eingerichteten Flugplatzes Nietleben westlich des Gimritzer Dammes mit einer Fläche von 10,78h, wurde am 1.1.1969 durch die Stadt Halle an das Ministerium für Staatssicherheit übertragen. Bis 1971 wurde das Hauptgebäude mit seinen 7 Etagen und seiner markanten Fassadenverkleidungen aus Aluminium
(rot/silber) sowie der Betonstrukturwänden versehenen Treppenhäusern errichtet. 1973 kam das zweistöckige Sozialgebäude an der Südseite hinzu. 1974 weitere Gebäude auf der Rückseite des Geländes. 1982/85 wurde ein Verwaltungsbau für den Wach- und Sicherungsdienst und die Kreisdirektion Halle-Neustadt in der Selkestraße erreichtet, und schließlich 1988 ein Verwaltungsbau am nördlichen Ende des Gimritzer Damm (beide mit 5 Etagen).
Ensemble ist strukturell und in seinen wesentlichen Teilen auch baulich weitgehend authentisch erhalten. Verwaltungsbauten, Sozialgebäude, Schulungsgebäude, Medizinischer Dienst, zahlreiche Garagen, gestaltete Freiflächen und nicht zuletzt die das Gelände abschirmenden und zugleich sichernden Mauern, Zäune und Wachtürme vermitteln bis heute ein anschauliches Bild dieser Stadt in der Stadt, einer weitgehend autark agierenden Behörde. Die Bezirksverwaltung (BV) Halle des MfS war zuständig für 31 Abteilungen, 23 Kreisdienststellen und 3 Objektdienststellen (Leuna, Buna, Bitterfeld). 1989 waren allein in der Bezirksverwaltung 1919 Mitarbeiter beschäftigt.
Die heutige Blücherstraße wurde ehemals lediglich als geländeinterne Straße genutzt, die Selkestraße vor dem damaligen Block 299 (Wipperweg), der von Mitarbeitern der
Staatssicherheit und Informellen Mitarbeitern bewohnt war, lag außerhalb des Geländes, wurde aber ab Ende 1984/Anfang 1985 für Fahrzeuge und Fußgänger gesperrt.
Quelle: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Wendezeit
In Halle ergriff die Gruppe des Neuen Forum am 5. Dezember 1989 die Initiative zu Stasi-Auflösung. Anlass waren neben dem Vorbild von Erfurt auch Kontakte zum Forum in Berlin und Angriffe auf Kreisdienstellen im Umland. Die Vertreter des alten MfS zeigten sich eher passiv, der Militärstaatsanwalt überraschend kooperativ. So wurde die Dienststelle am ersten Tag in Begleitung von gut einem dutzend Bürgervertretern versiegelt, die Auflösung in der Folgezeit nur noch von einzelnen Bürgern kontrolliert. Allerdings waren seit November systematisch Akten vernichtet wurden.
Quelle: https://stasibesetzung.de/halle
Nutzung nach der Wende
Das Gelände
Im westlichen Bereich der Anlage wurden seit 1989 wenige Bauten abgebrochen: das Munitionslager, ein Chemisches Labor und eine Großgarage im nordwestlichen Geländeteil nördlich der Blücherstraße.
Hauptgebäude und Sozialgebäude
1990 Nutzung des Gebäudes durch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, danach durch das Finanzamt. Im Januar 2016 geräumt und seitdem leerstehend.
Kreisdirektion Halle
U.a. Nutzung als Lehrlingswohnheim (Zeitraum unbekannt).
Erweiterungsbau zum Hauptgebäude – Blücherstraße 2
Seit 1991 ist es Sitz der Außenstelle Halle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU), jetzt Stasi-Unterlagen-Archiv Halle. Das Gebäude 1996 um einen würfelförmigen Archivbau nach Westen ergänzt. Die Fassade ist heute wärmegedämmt und farbig gefasst.
Quelle u.a.: Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
Werkleitz-Festival 2021
Das Werkleitz Festival 2021 move to … sociosphere, ecosphere, bodydatasphere fand vom 18. Juni bis 4. Juli. 2021 im Sozialgebäude statt. Es beschäftigte sich mit der Frage, welche Impulse die Kunst in Zeiten globaler Transformation für die gesellschaftlichen, ökologischen und technologischen Verhältnisse der Zukunft geben kann.
Mehr dazu:
https://werkleitz.de/werke-veranstaltungen/move-to
https://moveto.werkleitz.de/
https://moveto.werkleitz.de/digitaler-rundgang-durch-das-gebaeude-der-ehemaligen-zentrale-der-staatssicherheit/